Jahrespraktikum im Bereich der FOS

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Fachabitur nach Praxisjahr Erste Berufsorientierung im Klinikum Bad Hersfeld

Leoni Anacker ist 19 und absolviert ein Jahrespraktikum beim Klinikum Hersfeld Rotenburg – im Bereich des Pflegediensts. Im Sommer wird sie damit ihr Fachabitur an der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld erfolgreich beenden und direkt im Herbst ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft am Klinikum beginnen. „Ich wollte vor dem Start der Ausbildung für mich herausfinden, ob der Beruf etwas für mich ist“, so Leoni Anacker im Interview.

Leoni ich erwische Sie gerade mitten im Stationsalltag. Von welchen Arbeiten halte ich Sie denn gerade ab?
[schmunzelt] Heute Morgen habe ich schon ein paar Patienten beim Start in den Tag geholfen. Das heißt bei der Morgenhygiene oder auch beim Anziehen. Die Übergabe, die jeden Morgen stattfindet, ist natürlich auch schon rum. Eben habe ich eine Kollegin begleitet, wie sie einige Vitalzeichen bei verschiedenen Patienten gemessen hat. Dadurch, dass ich ja Praktikantin hier bin und noch keine Pflegefachkraft, darf ich natürlich nicht einfach alles machen.

Das heißt Sie unterstützen vor allem?
Ich würde sagen hauptsächlich lerne ich einfach und wachse mehr und mehr in die Aufgaben hinein. Die Kolleginnen auf der Station haben mich in den ersten Wochen richtig an die Hand genommen und mir ihren Alltag gezeigt. Das hat mir einen ersten guten Überblick verschafft, welche Aufgaben alle zu dem Berufsfeld gehören. Ich glaube immer dann, wenn sie das Gefühl hatten, dass ich wo helfen kann und auch darf, das Gesetz gibt hier ja auch klare Vorgaben, haben sie mich das auch machen lassen. Erst gemeinsam und mit Anleitung. Heute mache ich viele dieser Sachen unter Aufsicht alleine.

Wir sind jetzt gerade auf der Gastroenterologie und Sie machen eine Frühschicht. Konnten Sie sich das aussuchen?
Ja und nein. Mein Praktikum ist ja sozusagen auf freiwilliger Basis. Das heißt, dass ich mein Fachabitur damit abschließen werde und deshalb ohne Lohn hier arbeite. Im Gegenzug hat mir das Klinikum die freie Wahl gelassen, ob ich im Schichtsystem arbeite oder nicht und welche Schichten ich lieber arbeiten möchte. Außerdem erhalte ich ein kostenloses Mittagessen. Ich habe mich nun für nur Frühschicht entschieden – da habe ich nach der Arbeit einfach noch mehr vom Tag. Die Gastroenterologie hat sich ergeben, weil das Klinikum hier für mich den aktuell besten Einsatzort gesehen hat.

Das heißt Sie arbeiten von wann bis wann?
Ich arbeite montags bis freitags von 6 bis 14 Uhr.

War der Beruf der Pflegefachkraft denn schon immer eine Idee für Sie?
Tatsächlich ja. Deshalb habe ich mich auch dazu entschieden, auf der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld den Schwerpunkt Gesundheit und Soziales zu verfolgen. Nach der zwölften Klasse stand ich vor der Entscheidung, das Abitur weiterzumachen oder ein Praktikum auszusuchen und nach dem Jahr das Fachabitur zu erreichen. Das ausschlaggebende Argument war für mich letztlich, dass ich so einfach schneller in dem Beruf sein kann, den ich für mich schon als den richtigen erkannt habe. Ich sammle aktuell schon so viele Erfahrungen und konnte vor allem auch für mich ausloten, ob das überhaupt etwas für mich ist.

Für viele ist der Pflegejob ja auch gerade deshalb eine große Frage, weil dazu sehr viel Menschenkontakt gehört – manchmal auch recht intim. War das für Sie auch eine Sorge und am Anfang schwierig?
Ich glaube genau deswegen ist es wichtig, dass man den Job einmal „ausprobiert“. Diese Gedanken hatte ich vorher auch und wusste auch nicht richtig, wie ich letztlich damit umgehen würde. Da hat mir das Praktikum einfach sehr geholfen, weil ich langsam an diesen engen Kontakt mit fremden Menschen herangeführt wurde und mir Schritt für Schritt überlegen konnte, ob es das richtige für mich ist. Heute kann ich sagen, dass ich damit gar kein Problem habe, eigentlich im Gegenteil, die enge Arbeit mit den verschiedensten Menschen ist es, was den Beruf für mich so besonders und vor allem auch erfüllend macht.

Gibt es da so einen Moment, an den Sie sich besonders gerne erinnern?
Am meisten freue ich mich eigentlich, wenn die Patienten sich meinen Namen gemerkt haben. Dann weiß ich, dass ich irgendwie zu ihnen durchgedrungen bin. Viele erkennen, dass ich im Praktikum bin und sprechen mir Mut zu, also loben mich, wenn ich etwas gut gemacht habe oder nehmen mir auch so ein wenig die erste Berührungsangst.

Und wie ist es mit negativen Momenten?
Am Anfang hat es etwas gedauert, bis ich mit den Vitalzeichen, die wir täglich bei den Patienten messen, etwas anfangen konnte. Heute weiß ich natürlich auch, was ein abweichender Wert bedeutet. Das stimmt einen erst einmal traurig – auch die erfahrenen Kollegen. Da tut es gut, im Team darüber zu reden und sich auszutauschen. Ich glaube, dass ich mittlerweile meine eigene Gesundheit und die meiner Familie und Freunde auch als viel wertvoller sehe als vorher.

Nehmen Sie solche Themen dann gedanklich auch mit nach Hause?
Natürlich hört der Kopf nicht auf zu denken, sobald man das Haus verlässt. Mir helfen aber auf jeden Fall die Gespräche mit den Kollegen. Man kennt ja auch so ein bisschen die negativen Stimmen, dass der Pflegejob einen rund um die Uhr fordert.
Ich glaube zu einem gewissen Grad weiß man auch bevor man sich dazu entscheidet, dass der Beruf mit Schichtdienst verbunden ist – Patienten müssen ja auch 24/7 versorgt werden. Das würde ich ja auch wollen, wenn ich selbst mal Patient bin oder ein Familienangehöriger. Trotzdem habe ich aktuell super viel Zeit für meine Freunde und meine Hobbies.
War das Klinikum Bad Hersfeld denn die erste Wahl, gerade wenn Sie auch in Hünfeld zur Schule gehen?
Bad Hersfeld liegt tatsächlich näher an meinem Wohnort, war aber für mich vor allem aufgrund der vielen Fachbereiche interessant. Das bietet tatsächlich nicht jedes Krankenhaus – vor allem im ländlichen Raum. Auch wenn ich jetzt hauptsächlich auf der Gastroenterologie unterwegs bin, habe ich ganz viele Kontaktpunkte in andere Fachbereiche. Zum einen kann ich dadurch super viel nachfragen und lernen, zum anderen begleitet man den Patienten so länger, weil er seltener in eine andere Klinik verlegt werden muss.

Wie genau geht es denn nun für Sie weiter?
Mein Praktikum im Haus dauert noch ein paar Monate an. Danach beginne ich im Oktober die Ausbildung auch hier im Klinikum als Pflegefachkraft. Für mich war der Weg bis hierher die komplett richtige Entscheidung. Es war gut, den Beruf erst einmal zu testen und für mich zu erkennen, ob es das Richtige ist – das kann ich jedem nur empfehlen und bin natürlich froh, diese Möglichkeit gehabt zu haben.
Danke für das Interview.




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Julia Wiegand

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